Geschichte

SELLACK & SOHN ist ein Unternehmen für Raumausstattung in 3. Generation. 80 Jahre Handwerk geprägt von Tradition und Wissen, geführt mit ästhetischem Detail und modernem Blick.

 

Unter der Einbeziehung von handwerklichem Können und dem Bewusstsein für Architektur und Kunst ensteht eine Ästhetik, die dem Menschen hilft ein Wohlbefinden in seiner Natur zu entwickeln. Um die richtige Form zu finden, entsteht Neues aus dem Analysieren, Erhalten und Weiterentwickeln des Vergangenem.

 

Herbert Sellack, Tapezierermeister und Dekorateur Anfang 1937

Herbert Sellack, geboren 1910, begann 1924 in Friedenau seine Ausbildung zum Tapezierer und Dekorateur, welche damals dreieinhalb Jahre dauerte. Der Anfang war nicht leicht. Während der Weltwirtschaftskrise war eine 60-Stunden-Woche unter schwersten Bedingungen Normalität. Geliefert wurde mit einem Handwagen und die Anlieferung der Möbel erfolgte über die in dieser Zeit üblichen schmalen Dienstboteneingänge. Elektrische Werkzeuge gab es nicht, Wandlöcher für Fensterdekorationen wurden mit einem speziellen Handmeißel geschaffen. Für eine Tapetenverklebung mussten die Lehrlinge bereits um fünf Uhr morgens auf die Baustelle fahren, um den Kleister, damals noch ein Gemisch aus Wasser und Mehl, anzurühren. Anschließend wurden die Öfen angeheizt, damit der Kleister gähren und die später kommenden Gesellen direkt mit der Tapezierung beginnen konnten.

Herbert Sellack mit seiner frisch vermählten Helene Sellack bei Berlin um 1937

Am 6. November 1937 heirateten Herbert und Helene (geb. Rost) Sellack in der damals noch unversehrten Gedächtniskirche am Kurfürstendamm. Darüber hinaus legte Herbert die Meisterprüfung zum Tapezierermeister und Dekorateur ab und gründete den Familienbetrieb in der Ansbacher Straße 6 in Schöneberg.

Visitenkarte von 1937

In den 1930er Jahren war die Wirtschaftslage gut, sodass bereits 1937 ein Opel Kadett angeschafft werden konnte. Dies war für damalige Verhältnisse sehr ungewöhnlich, prägten doch Pferdekutschen und nur wenige Autos das Straßenbild. Herbert Sellack erhielt damals schon Aufträge für Botschaften und hatte unter anderem den berühmten Miederwarenhersteller PALMERS als Kunden.

Ausflug mit dem Opel Kadett um 1937

Mit Beginn der NS-Zeit wurde die Ausübung des täglichen Geschäfts jedoch schwieriger. Zu Hitlers Geburtstagsparaden wurde er beispielsweise gezwungen, Fahnen und Girlanden an der Ladenfassade samt eines großen Abbild Hitlers offen zu platzieren, was strikt von Soldaten der SA überprüft wurde. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden alle Autoreifen für die Wehrmacht konfisziert, sodass der Lieferwagen unbrauchbar wurde.

Von 1941 bis zum Ende des Krieges 1945 wurde auch Herbert Sellack von der Zwangsrekrutierung nicht verschont. Man stationierte ihn an der Grenze in Norwegen, wo er aufgrund seines handwerklichen Geschicks in der Versorgung und Instandhaltung von Material und Maschinen eingesetzt wurde. Zu dieser Zeit versuchte die auf sich allein gestellte Helene Sellack das Geschäft aufrecht zu erhalten, was aber mit zunehmender Ressourcenknappheit und dem damit verbundenen Elend immer schwieriger wurde. Ende 1944 fiel eine Phosphorbombe auf das Haus des Ladengeschäfts, die das Gebäude vollständig ausbrennen ließ und die Familie zur Flucht nach Königswusterhausen zwang.

Erstes Geschäft in der Ansbacher Straße 6 um 1937

Nach der Kapitulation geriet Herbert Sellack in Kriegsgefangenschaft und musste bis Ende 1947 in einer sowjetischen Kaserne in Berlin zwangsarbeiten. Auch hier kam ihm sein handwerkliches Geschick zu Gute, da er z. B. die Sitze der Offizierswagen polstern und beziehen oder Schneiderarbeiten an Uniformen vornehmen konnte. Nebenher organisierte er sich Holz und Material aus den Trümmern, um Koffer und Filzpantoffeln zu fertigen, die er dann gegen Lebensmittel oder etwas Geld eintauschte, um seine Familie zu unterstützen und für eine neue Zukunft zu sparen.

Vater und Sohn vor dem zweiten Geschäft in der Hildegardstraße 16a um 1956

Nachdem Herbert Sellack 1948 aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, arbeitete er zunächst bis 1951 in einer anderen Raumausstatterfirma, um sich etwas Kapital anzusparen. Im Jahre 1951 gab es Grund zur doppelten Freude, denn sein Sohn Eberhard Sellack wurde geboren und das eigene Geschäft konnte im Sommer in der Hildegardstraße 16a in Wilmersdorf wieder neu eröffnet werden. Wie damals üblich, befand sich das Ladengeschäft im Erdgeschoss und die Familie Sellack lebte darüber im ersten Stock.

Erster Auszubildender von Herbert Sellack Anfang der 1960er Jahre

In der Nachkriegszeit fehlte es an allem: Rohholz musste beschafft und die Möbelgestelle selbst gebaut werden. Man begann, Tischlertätigkeiten zu übernehmen und Einrichtungen wie Sitzecken oder Vertäfelungen für Kunden neu zu bauen und anzufertigen. In dieser Zeit wuchs Eberhard Sellack inmitten der Werkstatt auf und kann sich heute noch daran erinnern, wie er mit 14 Jahren sein erstes Sofa trug oder ein dreirädriger Goliath GD 750 für Auslieferungen gemietet wurde, bis man sich einen eigenen Wagen, einen VW Käfer, leisten konnte.

Eberhard Sellack als Auzubildender im väterlichen Betrieb um 1968

1968 begann Eberhard Sellack seine Lehre zum Raumausstatter, die er 1971 erfolgreich abschloss. Durch seine sehr guten Leistungen wurde er zum Gesellenbeisitzer und in den Prüfungsausschuss aufgenommen. 1977 erfolgte dann die Meisterprüfung und bis 1988 eine Zeit, in der er nicht nur Berufsschullehrer in der Praxis war, sondern auch Prüfer und Lehrlingswart. Zudem übernahm Eberhard Sellack zum 1. Januar 1978 den Familienbetrieb von seinem Vater Herbert. Es folgten eine Umbenennung in „Sellack Wohnbehagen“ und 1981 ein neuerlicher Umzug in die Ansbacher Straße 43.

Herbert Sellack beim Vorbereiten einer Handnaht Ende der 1960er Jahre

Nach einem bewegten Leben, das von Wiederaufbau und harter Arbeit geprägt war, verstarb Herbert Sellack im Jahre 1985. Immer frohen Mutes und den Blick stehts nach vorne gerichtet legte er den Grundstein für eine bis zum heutigen Tage andauernde Handwerkstradition.

 

Eberhard Sellack vor dem dritten Geschäft in der Ansbacher Straße 43 um 2006

Der Betrieb – nun in zweiter Generation – unterhielt in dieser Zeit bereits zwei Gesellen und einen Lehrling. Großaufträge für Hotels, Objekte und ganzheitliche Hauseinrichtungen für Privatkunden führten zu einer guten Auftragslage und das Geschäft konnte sich als fester Bestandteil Schönebergs ab 2007 in der Welserstraße 10-12 etablieren.

Das vierte Geschäft in der Welserstr. 10-12 um 2007

Anfang 1990 wurde Michael Sellack geboren. Ähnlich wie sein Vater verbrachte er von Kindesbeinen an viel Zeit in der Werkstatt, baute sich Holzspielzeug oder half im väterlichen Betrieb aus. Nach abgeschlossenem Abitur und einem freiwilligen sozialen Jahr in Neuseeland absolvierte er von 2010 bis 2012 die Lehre zum Raumausstatter. Nach mehrmonatiger Arbeit als Junggeselle in England verließ er Berlin dreieinhalb Jahre lang, um in Detmold einschließlich eines Auslandssemesters in Brasilien Innenarchitektur zu studieren.

Nach erfolgreichem Abschluss des Bachelor of Arts für Innenarchitektur und einem halbjährigen Praktikum in einem Designbüro kehrte er Ende 2016 schließlich in den väterlichen Betrieb zurück. Im Sommer 2017 konnte er den Meisterabschluss als Raumausstatter erfolgreich erlangen und übernahm zum 80-jährigen Betriebsjubiläum am 1. Januar 2018 das väterliche Geschäft.

Vater und Sohn nun in zweiter und dritter Generation unter neuem Namen:
„SELLACK & SOHN“ – RAUMGESTALTUNG UND HANDWERK. Für Sie liebe Kunden stets zu Diensten.

Eberhard und Michael Sellack vor dem fünften Geschäft in der Welserstraße 10-12 im Januar 2018